Ein Tag mit Depressionen

#abouttoday Über Tage die nicht sein müssten

 

Es gibt nach wie vor so Tage, da möchte ich am liebsten im Bett bleiben. Auch – oder grade weil – draussen die Sonne scheint und es so viel zu tun gäbe. Von den wirklich wichtigen Dingen mal abgesehen, könnte ich mir auch einfach eine schöne Zeit machen. Endlich mal wieder aufs Rad steigen oder meine Pläne im Tierschutz aktiver zu werden konkreter werden lassen.
Es ist ja nicht so, dass ich nichts tun will. Nur nicht grade jetzt, nicht grade heute.

Nachdem die Traurigkeit gestern Nacht schon mein Begleiter in den Schlaf war, liegt sie nun über mir und dem Tag wie eine schwere Decke. Sie lähmt und hält mich von allem ab, was ich eigentlich tun wollte.
Aber nicht nur das. Sie nimmt mir auch jegliches Interesse an allem, wofür ich eigentlich brenne. Aber ich bin halt viel zu lange schon ausgebrannt.
Energie, Euphorie, Begeisterung…alles Fremdworte geworden.
Und dann sitze ich da, wie so eine leere Hülle und weiß mit mir und dem Tag und der Welt nichts anzufangen.

Du hast doch alles, wie kannst du da unglücklich sein?

Natürlich ist das unglaublich dämlich und unglaublich unnötig und natürlich gibt es so viele Menschen auf der Welt, die gern in meiner privilegierten Lage wären. Schöne Wohnung, toller Job, netter Mann, zwei liebe Familien, das sind so die Dinge die man auf den ersten Blick sieht. Was halt niemand sieht ist das, was bisher so passiert ist im Leben. Die Verletzungen. Den Vater der immer fehlte. Die Essstörung, die mich über 20 Jahre begleitet hat und als sie ging ihre gute Freundin die Depression da liess.
Und den unerfüllten Kinderwunsch, der seit Jahren an mir nagt und mit fast 40 nun langsam zu einer Endgültigkeit wird, mit der nur schwer umzugehen ist.

Lass dir doch helfen, nimm doch was!

Aber dann geh doch zum Arzt! Mach eine Therapie, nimm Medikamente!
Freunde, Freunde…wie oft ich das schon gehört habe. Und ich habe tatsächlich daran geglaubt.
Dass ich einfach so ein Antidepressivum nehmen kann und dann wird das schon wieder. Dann kommt das Ungleichgewicht in meinem Kopf wieder ins Gleichgewicht und alles ist gut.
Pustekuchen, sag ich da nur. Das Einzige was es mir gebracht hat, waren gleich zwei Krankenhausaufenthalte. Eine monatelange Krankschreibung und einen Riesen Haufen Ärzte verschiedenster Fachrichtungen, die darüber rätselten warum ich immer wieder einfach Bewusstlos werde.
Vielleicht versteht der ein oder andere, dass ich es vorzog in Zukunft ohne die “Glücksbringer” der Pharmaindustrie auszukommen. Und auch meine Motivation einen fremden Menschen zu besuchen und mit ihm darüber zu sprechen, warum es mir so schlecht geht, obwohl es mir doch gut gehen könnte…ist irgendwie nicht vorhanden.

Zumal die Depression – oder in meinem Fall wohl eher Bipolare Störung – in mir entstanden ist und somit, meiner Meinung nach, auch nur in mir und von mir behandelt werden kann. Wenn man hier überhaupt von Behandlung sprechen kann. Denn wie eine Essstörung oder eine Alkoholabhängigkeit, wird sie einen wohl ein Leben lang begleiten.

Leben mit der Depression – wir sind viele

Und so versuche ich also, so gut es geht mir ihr zu leben. Sie zu mildern und mit ihr umzugehen.
Durch Ernährung, bestimmte Nährstoffe, Mindfullness und viel privater Seelenpflege.
Ob es gelingt? Das werden wir sehen. Einen Versuch ist es jedenfalls wert.

Und wer weiss, vielleicht kann ich ja auf dem Weg dem ein oder anderen von euch eine Hilfestellung sein. Ein Begleiter auf seinem eigenen Weg. Denn, dass ich nicht alleine bin, das ist mir klar. Und deshalb spreche ich all das auch so offen aus. Weil wir so viele sind und niemand allein sein muss.
Auch wenn er grade niemanden sehen will.
Manchmal helfen ja schon ein paar geschriebene Worte.

love & light
S.
COMMENTS Expand -
  1. Auch von mir ganz viel Kraft und Liebe! Magst du deine Vorangehensweise, deine Tipps und alles was du sonst noch ausprobierst mit uns teilen? Bei mir ist es anders, aber ähnlich, daher freue ich mich sehr über diesen Artikel! Liebe Grüße!

    1. Liebe Anna, das werde ich auf jeden Fall. Es wird hier neben Food bald ganz viel zum Thema seelische Gesundheit geben!
      Alles liebe
      Stephanie

  2. Ich bin ganz bei Dir! Sehr anschaulich beschrieben! Mir geht es seit langer Zeit ähnlich, doch den richtigen Weg damit leben zu lernen, habe ich noch nicht gefunden!

    1. Ich auch nicht , also nicht so wirklich. Ich akzeptiere, dass es ein Teil von mir ist und zu meinem Leben gehört- aber deshalb ist es ja irgendwie auch nicht besser ….

  3. Sehr gut geschrieben und Danke für diesen und all die anderen tollen Beiträge! Mein Mann denkt oft ich bin einfach nur faul… ich kann mich gar nicht so viel ausruhen, wie ich denke, dass ich Ruhe benötige. Mein Kleiner ist phasenweise schwer krank, schreit nachts viel und anhaltender Schlafentzug ist nicht gerade förderlich. Die Ärzte sind zu unfähig zum Helfen und deshalb haben wir die klassische Homöopathie noch relativ neu für uns entdeckt. Es geht langsam bergauf und die Hoffnung auf langfristige Besserung hat momentan etwas sehr tröstendes für mich. Dazu die Aussicht auf einen Urlaub mit viel Sonne, egal ob in den Bergen oder am Meer lässt mich die Energie aufbringen den Alltag bis dahin einfach nur zu Überstehen. Vertraue darauf, dass alles gut wird!

ADD A COMMENT

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert